Zukunft braucht Mut zur Veränderung

Im Atrium des Haus der Katholischen Kirche veranstalteten die Caritas Stiftung Stuttgart, die CaritasStiftung Lebenswerk Zukunft, das Stiftungszentrum Stuttgart und das Deutsche Stiftungszentrum auch in diesem Jahr das "Stuttgarter Zukunftsgespräch". Ein Austausch darüber, wie Politik, Wirtschaft und der dritte Sektor gemeinsam Verantwortung übernehmen können. Zu Gast war Rainer Wieland - 27 Jahre Mitglied des Europäischen Parlaments, viele Jahre dessen Vizepräsident und heute Vorsitzender der Europa-Union Deutschland sowie des Verbands Region Stuttgart. Moderiert wurde der Abend von Steffi Oeben.
Wieland gab spannende Einblicke in seine biografische Prägung: angefangen bei der Zeitung auf dem Schulweg, über die Schülerzeitung bis hin zu einem prägenden Schüleraustausch im Vereinigten Königreich. Dort, so erzählte er, habe er "sein Herz an England - und die europäische Idee - verloren". Diese europäische Perspektive prägte auch das Gespräch: Die aktuelle Unsicherheit, der Wandel in der Automobilregion und die große Frage, wie wir Zukunft gestalten können, standen im Mittelpunkt.
Deutlich benannte Wieland die Herausforderungen der Gegenwart: eine überregulierte Verwaltung, politische Blockaden und gesellschaftliche Erwartungen, die Veränderung verlangen, aber kaum Veränderungsbereitschaft mitbringen. "Viele wollen, dass es besser wird - aber niemand will, dass sich etwas ändert", so sein pointierter Befund. Für ihn ist klar: Fortschritt gelingt nur, wenn verschiedene gesellschaftliche Gruppen - Jung und Alt, Wirtschaft und Zivilgesellschaft - aufeinander zugehen und Zugeständnisse machen. Technologieoffenheit bezeichnete er dabei als entscheidenden Schlüssel: "Es fressen nicht mehr die Großen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen."
Zum Schluss richtete Wieland einen eindrücklichen Appell das Publikum: "Hören Sie mir zu, aber glauben Sie mir nichts. Denken Sie selbst nach." So wurde das Zukunftsgespräch zu einem Abend, der nicht nur Informationen bot, sondern Orientierung - und Mut, Verantwortung gemeinsam zu tragen.