„Individuell begleiten, gemeinsam wachsen“
Das moderne Gebäude mit bunt gerahmten Fenstern steht in einer Sackgasse im Veielbrunnengebiet, direkt an den Bahngleisen. Früher befand sich hier ein kleines evangelisches Gemeindehaus. Nach dessen Auflösung erwarb eine Stiftung das Gelände und verpachtete es als Erbpacht an die Caritas Stiftung Stuttgart. Diese errichtete zwischen 2018 und 2020 das neue Haus für Kinder - unterstützt durch zahlreiche Stifter_innen und Hauspaten. Heute mietet der Caritasverband das Gebäude und nutzt es für vielfältige Angebote.

Ein Haus voller Hilfen für Kinder, Jugendliche und Familien
Im Haus für Kinder sind unterschiedliche Dienste unter einem Dach vereint: eine Wohngruppe mit acht Plätzen, ambulante Familienhilfe, das sozialraumorientierte Familienangebot (SoFa), eine psychologische Beratungsstelle und auch die Schulsozialarbeit. Die Arbeit reicht vom Begleiten einzelner Familien über Elternberatung bis hin zu Spiel- und Sandtherapie mit Kindern.
Besonders gefragt ist die Wohngruppe: Offiziell gedacht für 6- bis 18-Jährige, leben hier aktuell sieben Mädchen und ein Junge im Alter von 15 bis 20 Jahren. Ziele und Perspektiven sind individuell - von einer Rückkehr in die Familie bis zur Vorbereitung auf ein eigenständiges Leben. "In Stuttgart gibt es viel zu wenige Wohngruppenplätze", sagt Teamleiter Tarek Bejaoui.
"Keine Pauschallösungen - jedes Kind ist anders"
"Das Besondere im Haus ist die sehr individuelle Betreuung. Keine Pauschallösungen, sondern passgenaue Unterstützung für jedes Kind und jede Familie", betont Bejaoui. Auch Sozialarbeiter Mik Ernst unterstreicht: "Es ist schön zu sehen, wie die jungen Menschen hier wachsen - nicht nur äußerlich, sondern auch persönlich."
Und es sind gerade die kleinen Dinge, die Freude machen: "Zu sehen, zu was junge Menschen im Stande sind, wenn sie gesehen und ernst genommen werden", beschreibt Bejaoui. "Auch wenn wir täglich mit Scheitern konfrontiert sind - es gibt jeden Tag kleine Fortschritte."
Lieblingsorte und Wünsche
Im Haus haben auch die Mitarbeitenden ihre Rückzugsorte: Mik Ernst liebt den kleinen Garten hinter dem Haus und verrät lachend, dass er sich die Matratze aus dem Bereitschaftsraum der Wohngruppe auch für zuhause angeschafft hat: "Die ist so bequem!". Für Tarek Bejaoui ist das ganze Haus ein Fortschritt gegenüber den alten Standorten der Jugend- und Familienhilfe in Bad Cannstatt.
Aber es gibt auch Verbesserungswünsche: "Wir bräuchten dringend mehr Lagerflächen. Derzeit teilen sich alle Dienste ein winziges Lagerräumchen", so Bejaoui. Und: "Ein Lärmschutz zu den Gleisen wäre eine große Hilfe - wir müssen Gespräche oft unterbrechen, wenn Züge vorbeifahren."